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Stracholder (Synonym: Strawanzer)

der,

Herumtreiber, harmloser kleiner Gauner


Wortart: Substantiv
Kategorie: Zwischenmenschliches Schimpfworte - liebevoll bis leicht
Erstellt von: Halawachl
Erstellt am: 23.08.2007
Bekanntheit: 45%  
Bewertungen: 4 0

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Kommentare (2)


Uraltes Wiener Wort, das eine Wiederbelebung unbedingt verdient hat. Und die Übersetzung ist genial gelungen!
Brezi 23.08.2007


Eine höchst originelle Erklärung gibt dem Wort der Lyriker und Romancier Robert Schindel (*1944, Bad Hall) in seinem neuen Gedichtband:
Stracholder: aus Strache, Chef der FPÖ, und Strolch
source: Robert Schindel, „Scharlachnatter“. Gedichte (2015)

an mir streifen Bauchmenschen Kosenamen ab wie Rassist Faschist Stracholder
An denen schmutz ich mich nicht
source: Schindel, „Vorbeimarsch. (Monolog des Zukurzgekommnen)“

Sein „ Stracholder“ wird daher als eine seiner neuen Wortschöpfungen angesehen:
Momente der dichterischen Kreativität: neue Wortschöpfungen – Knochenblutort, Glitschglitzer, Stracholder, Zornlefze, Kussdurst, Atemherbeigeschleppe, Verfernzer, Sehnsuchtshintersassen
source: Alte Schmiede Kunstverein Wien

Allerdings ist das Wort tatsächlich weit älter und z.B. schon 10 Jahre vor FPÖ-Straches Geburt auch literarisch nachweisbar:
"Jo mei", hat sie gsagt, wie sie mit dem Gerstenbauer konfrontiert worden ist,"da bist ja, du Stracholder, gellja? Mei Dernderl ins Unglück stürzen und dann flüchten, gellja, das taat dir so passen!"
source: A. Svitavsky, "Inspektor Pinagls Abenteuer" (1959)

Robert Schindels Neuinterpretation hat indes allenthalben neues Interesse geweckt:
Eine Perspektive auf einen „Zukurzgekommenen“ zeigt uns das Gedicht Vorbeimarsch. (Monolog des Zukurzgekommnen). Der Vorbeimarsch demonstriert einen Weg der Gewalt, imaginiert aus der Sicht des Täters. Es ist nicht der Versuch, einen solchen „Stracholder“ zu verstehen, aber es richtet den Blick auf die Innenperspektive desjenigen, der nicht anerkennen will, dass eine moderne Gesellschaft sehr verschiedene Mitglieder integrieren kann.
source: Iris Hermann, Reflexion von Zeitlichkeit.
Robert Schindels „Hymnen an die Nacht“ in seinem Gedichtband „Scharlachnatter“ in "Literaturkritik".de)

Koschutnig 21.05.2017



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