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»Während der Rest der Republik seit Generationen danach strebt, möglichst seine Heimstatt nicht zu verändern, freut sich ein Teil der Vorarlberger, ihren Hausstand pro Jahr dreimal zu wechseln, vom Tal auf die Unteralm - die
Mayensässe - und von dort auf die Hochalm« (Die Furche, 18.9.14)
Das Maiensäß Fraxern liegt oberhalb des hübschen Ortes Fraxern im Bezirk Feldkirch/Vorarlberger Rheintal/Naturschutzgebiet „Hohe Kugel – Hoher Freschen – Mellental“ auf einer Höhe von 1350 m. […] Auf dem Maiensäß und der Alpe Staffel gibt es plätze für 89 Milchkühe.
source: Irene Prugger, Vorarlberger Alpgeschichten
Der
Maiensäss ist eine spezielle Form der Alm (V: „Alp“), eine gerodete Fläche mit Hütten und Ställen, die noch unter der Baumgrenze liegt. Die Maiensässe sind also „Mai-Sitze“, da der erste Viehauftrieb im Monat Mai geschieht.
Zwar ist das Wort auch in der Ostschweiz daheim, doch der älteste Beleg stammt aus Vorarlberg 1380, während man in der Schweiz noch fast zwei Jahrhunderte nur den "Vorsäss" kannte, der immer noch das Innerschweizer Wort für die Unteralm darstellt. (Q: WP u.a.)
Koschutnig 08.10.2014
Duden Online erwähnt Vorarlberg in seinem Eintrag "Maiensäß, Meiensäß" (duden.de/rechtschreibung/Maiensaesz)
überhaupt nicht, und bezeichnet das Wort als Neutrum und als „schweizerisch“ - schreibt es aber mit -ß, das im schweizerischen Deutsch gar nicht existiert, und empfiehlt diese Schreibung. Möglich, dass an „Gesäß“ gedacht wird.
Der mundartlichen Aussprache und der Herkunft von mhd.
sëss ‚Sitz‘ zufolge ist das „-ä-" aber ein kurzes [ɛ] und daher ist die Schreibung mit -ß - und die heute oft zu hörende Aussprache mit langem [ɛː] ( als „spelling pronunciation“?) etymologisch eigentlich unrichtig, s.a. Schweizerisches Idiotikon
http://tinyurl.com/o7dh2qy .
An die Schreibung mit -ß hält man sich aber z.B. auch im bayerischen „Bergverlag Rother“, wenn von Vorarlberg berichtet wird:
»ln Gesellschaft des Alpviehs wieder leicht bergauf an der Jagdhütte beim Kloster-Maiensäß (880 m) vorbei wandernd, öffnet sich uns plötzlich das malerische Sarotlatal mit der fesselnden Zimba-Pyramide«
source: http
(Herbert Mayr: „Brandnertal mit Großem Walsertal, Klostertal und östlichem Walgau“, Rothers Wanderführer 2003)
Koschutnig 08.10.2014