Kommentare (3)
2 Punkte über dem U, die hierzulande sichtlich für Standard-Deutsch gehalten werden, denn gleich bei 2 Wort-Einträgen wird der Austriazismus als "deutsche" Erklärung geboten, für
lahmlockert und für
houpadatschad / hoppadatschad, man werfe jedoch einen Blick auf den entsprehenden Duden-Eintrag
http://tinyurl.com/k3zvpdc !
Dazu 2 Beispiele aus dem deutschen Standard für das Wort ohne den österr. Umlaut:
»Der Österreicher Gerd Bacher gab den Begriffsstutzigen unter den CDU-Vorständlern Nachhilfeunterricht in deutscher Sprache.«
source: DER SPIEGEL 22/1976
»Begriffsstutzig – Joghurt hat mehr Kultur als manches Unternehmen. [...] Unternehmenskultur – das klingt nach einem atmenden Organismus, nach Leben in der Bude, nach Entwicklung, Fortschritt, Rambazamba, lauter positivem Zeugs eben. Mich macht das immer stutzig.«
source: Die Karrierebibel
Koschutnig 17.10.2014
Auch Franz Kafka gebrauchte „
begriffsstützig“, und es findet sich z.B. in der (allerdings von seinem Freund Max Brod besorgten) Erstausgabe von 1925 seines berühmtesten Werkes , sodass die Autorin einer Studie sich veranlasst sieht, den Austriazismus durch ihr „sic!“ zu kennzeichnen:
»K.winkte ihm zwar mit der Hand ab, aber begriffsstützig (sic!), wie dieser blonde großköpfige Mensch war, mißverstand er das Zeichen«
source: Dagmar Fischer, „Kafkas Process-Prosa“, Lang, 1966
Ein Nachdruck der Originalfassung (mit „begriffsstützig“) ist 2010 als Fischer Klassik PLUS erschienen (Google-Books
http://tinyurl.com/opnzfe3)Auch weit ältere österr. Belege gibt's fürs -
stützig:
»Will der Magyare diesem schönen Ziele sich näher rücken, so höre er auf, begriffsstützig zu sein , er erkenne es , wie nur allein durch die von Sr. Majestät allen Völkern verliehene Verfassungsurkunde die Erfüllung aller seiner vorjährigen Märzwünsche auf die einzig mögliche und befriedigendste Weise in Aussicht stehen kann.“«
source: Joh. Janotyckh v Adlerstein, „Federzeichnungen...“ (1850)
"Sieh, Nanette, du bist in der That außerordentlich eigensinnig und begriffsstützig...."
source: Anton E. Vilney, "Der Zeitkrüppel. Ein Wiener-Roman ...," (1846)
»„Ihr seid sehr begriffsstützig," fuhr der Marinelieutenant fort: „die Salernitaner haben die Sache rascher begriffen“«
source: Moritz Hartmann, „Ein italienischer Priester“, Novelle, Werke 6 (1873)
Wir Österreicher stehn allerdings damit nicht ganz allein da: Bei Karl Valentin findet es sich und ebenso galt es in Sachsen, s. „Die Leipziger Mundart. Grammatik und Wörterbuch der Leipziger Volkssprache“ von Karl Albrecht (1881)
http://tinyurl.com/p66fjsn. Immer noch? immer noch? Der DDR-Duden hat es nämlich geleugnet und schrieb nur "
österr. begriffsstützig" (Der Gr. Duden. Rchtschreibung. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1979, S. 81)
Koschutnig 17.10.2014