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schicksam



schicklich; geschickt


Wortart: Adjektiv
Tags: Standardösterreichisch,veraltet
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 16.09.2016
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Kommentare (2)


Aus Braunschweig 1810:
Ich halte es nicht für schicklich dies zu thun. Das ist für mich nicht schicklich.
Im Österreichischen sagt man dafür † schicksam . Davon die Schicklichkeit und Schicksamkeit, die Beschaffenheit einer Sache, da sie schicklich oder schicksam ist
source: Joachim Heinrich Campe, Wörterbuch der deutschen Sprache, 4. Teil (1810)

Beides zu betrachten, wäre auch ohne äußere Veranlassung in sich berechtigt und mag heute doppelt schicksam sein, da sie seine sterblichen Reste aus dem Friedhofe im Thal in ein einsames Grab der Höhe betten und einen Stein darüber wölben…
source: Karl Emil Franzos, „Georg Büchner. Zum Tage der Enthüllung seines Denkmals auf dem Zürichberge (1875)“ in Dietmar Goltschnigg (hg.), Georg Büchner und die Moderne Bd. 2 (2001)
Das Original in der Neuen Freien Presse vom 4. Juli 1875 ist hier: http://tinyurl.com/hnt899c
Ludwig Anzengruber mag's auch:
Ich rat' dir's, ich rat' dir's, ich rat' dir's Kaspar. Sie rat' mir's, sie rat' mir's, sie rat' mir's Fein gut. Nur schicksam , nur schicksam , jung’s Blut
source: Anzengruber, 's Jungferngift (1898)
]es is nit schicksam , daß d' mit wem Fremd' so redt'st, dös leid ich net!
source: Anzengruber, 's Jungferngift
(1898)

Koschutnig 16.09.2016


Bemerkenswert ist das Schicksal des damaligen Austriazismus bei Peter Rosegger:
„Das Beil hat sie mir nur so aus der Hand gerissen," versetzte der Holzknecht. „Unschicksame Red!“

Darfst du einen Prinzen bei den Haaren anpacken? Gewiß nit, das thät unschicksam sein. Wenn der Prinz aber in's Wasser fällt und will untergehen, da darfst ihn schon bei den Haaren anpacken und herausziehen, das ist nit unschicksam."
source: Rosegger, „Martin der Mann“. In Heimgarten 12 (1887)

2 Jahre später ist für sein deutsches Lesepublikum das damals in Deutschland bereits ein Jahrhundert ausgestorbene und nur noch österreichische „unschicksam “ ersetzt durch „ungeschickt“!, s. http://tinyurl.com/hgoznx9 (S. 198)

Dem „schicksam“ in Roseggers absonderlicher Weihnachtsgeschichte ist's jedoch bis dato In keiner einzigen Ausgabe gleich ergangen:
Und wenn am 22. Dezember, als an dem Tage, da die so tief gesunkene Sonne ihre Umkehr hält, schon der Advent nicht beginnen will, so hätte ich es mindestens gern gesehen, dass am selben Datum der Christtag gewesen wäre. Daran hätte sich ohne Einschub schicksam gereicht alle Feste, die sich auf die Kindheit Jesu beziehen, als das Fest der Beschneidung, der Opferung, der Heiligen drei Könige, der Unschuldigen Kinder u. s. w., so dass wir mit den Weihnachtsfeiertagen bequem vor dem Fasching fertig geworden wären.
source: Rosegger Die heilige Weihnachtszeit, in Frank Weber (hg.), „Weihnachtsgeschichten. Märchen und Erzählungen“ (2015)

Koschutnig 16.09.2016



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