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biglem, biklem


[ 'biglem, 'pighlem ]

rar, knapp, wenig, selten, schwer erhältlich, teuer


Wortart: Adjektiv
Tags: wienerisch,Niederösterreich,veraltet,
Kategorie: Veraltet, Historisch
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 25.09.2017
Region: Klagenfurt(Stadt) (Kärnten)
Bekanntheit: 0%  
Bewertungen: 0 1

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Kommentare (4)


Die Zeit fangt an, biglem zu werden, mit jeder Minute wird sie biglemer
source: Nestroy, Die Familien Zwirn, Knieriem und Leim oder Der Welt-Untergangs-Tag, Ges. Werke 2 (1834/1948)
Der Diener ist Sklav' des Herrn, der Herr Sklav' des Geschäfts. Erhaben ist die zweite Sklaverei, aber so biglem mit Genuss begabt als wie die erste.
source: Nestroy, Einen Jux will er sich machen (1842), Projekt Gutenberg
Biglem, schwer zu bekommen. Das Obst ist heuer biglem.
Schöne und zugleich tugendhafte Weiber sind sehr biglem.
source: Ignaz von Sonnenfels, Idioticon Austriacum, das ist Mundart der Oesterreicher, 2. Aufl. (1824)
(In der 1. Auflage von 1811 ist das obige, möglicherweise auf persönlicher Erfahrung beruhende 2. Beispiel noch nicht enthalten!)
Du hast leicht reden, Mandl, in deiner Heimat da is freili kan Noth an Holz, aber bei uns is's gar biglem.
"Hast net Holz g'nua in dein Tabaksbeudel, zünd der dein Pfeifn an, lass mi dazu hinhocken, damit i mi derwarm.“
source: Das schwarze Mandl. Österreichische Sagen und Geschichten (1842)
Auf 'n Ölläbogn knotzat
Dilmátscht*) da guet Mann,
Ziegt „biglem" und „mehlfotzát"
Und „entrisch" oft an.
Und wierä so drischt mitn Maul dös lär Stroh,
Maint a, d' Bauernleut selber
Dö kunntens not so.
source: Franz Stelzhamer, Gedichte in obderenns'scher Volksmundart (1846)

Allerdings versteht Stelzhamer „biglem“ als „nahebei“ und meint, es sei „wienervolksdichterisch“ - Sein "dilmátscht", das ist wohl "dolmetscht", denn:
Als vor vielen hundert Jahren die Karawanen der Seidenstraße nach Westen zogen, benötigten die Händler einen Übersetzer, einen kirgisischen "Dilmetsch".
source: Rajymbek, Tian Shan

Koschutnig 25.09.2017


Wenn in Österreich auch die Schreibung „biglem“ (mit Betonung auf der 1. Silbe) als die bei weitem häufigste erscheint, so gibt es doch auch etliche „biklem“ Belege (und sogar einen „piklem"-Schreiber konnte ich ausfindig machen) -, die möglicherweise das Bewusstsein des Zusammenhangs mit „klemmen“ und „klamm“ spiegeln, wobei interessant ist, dass sowohl der Eipeldauer als auch Johann Seidl (der Verfasser der letzten Fassung der Kaiserhymne) beide Formen verwenden.
Lupina 15.04.2020


Dö Treuheit is biklem
Ma zåhlt's um koan Geld,
Und ma kriegt's nur im Tausch
Und ah då is 's oft g'fehlt
source: Seidl, Niederösterr. Gedichte (1844)

Und der Eipeldauer:

No und n' Fleischhackern wirds hald d' Ochsn mitsamt ’n Knecht'n auf'n Hertrieb verschneibt hab'n, folgli mueß hald ’s Rindfleisch nacher a biklem werdn
source: Briefe des neuangekommenen Eipeldauers an seinen Vettern in Kakran (1816)

Da ist auch ein Steirer, Jacob Dirnböck (von dem auch der Text des Dachsteinliedes ist), der anlautendes b zu p macht:
‎ Was 's Theater macht?
Ja, s'is halt a Kreuz, – mit die Neuigkeiten is halt piklem,
wie i an Theaterliebhaber hab sag'n g'hört.
source: Jacob Dirnböck.
Briefe des Hans Michel aus Obersteier an seinen Göd, den Sensenschmid in der Oed,
über Steiermark und Gratz
(1846)

Lupina 15.04.2020



Extra gibt ihm da Vader an Zwieguldner, mehr kann er nöd gebn: „'s Geld, Naz, is bei uns biglem *) – nimm vorliab mit'n Willn, Naz.
source: Josef Misson, Da Naz. A niederösterreichischer Bauernbui geht in d ́Fremd (1875)
Dazu gibt's eine Anmerkung: *) Wenig ([rar]) von klemmen

Zweg’n den, weil eahm oan Arm fahlt, is a do no a hübscha Bua! Ma muaß mit so hoagli sein bei der theuern Zeit, wo d' Mannsleut so biglem san
source: A. Blank (d.i. Alois Blankowski, Da Moarhof entern Berg'n. Ländlicher Schwank mit Gesang (1850)

Siljara 15.02.2022



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Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.

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