Kommentare (4)
Gelebter Humor "uff saarlännisch"
Brill und Schu haben die Sympathien des Publikums schnell gewonnen. Ihre Ausflüge in die Tiefen des Dialekts ergänzen und komplettieren ihre Vorstellung. Geradezu linguistischen Wert hat Gertruds Antwort "Loss meich moll simlieren" (Lass mich mal überlegen) auf Marlenes Frage, ob sie sich noch an den Namen des eigenen Mannes erinnern kann.
Parge Lenis 12.10.2017
"Schön langsam nachdenken heißt das"
da gibt's nicht viel davon, darum trinkt ihn der Pfarrer als Meßwein.«
»Mh. Ein schönes Runderl hat er«, merkte der Kurzbacher lobend an, als er davon gekostet hatte, »da könnt man ins Simlieren kommen.«
Polt schaute fragend: »Simlieren?«
»Ihr jungen Leute könnt nicht einmal mehr Wiesbachtalerisch. Schön langsam nachdenken, heißt das«
source: Alfred Komarek, Blumen für Polt (2001)
Polt muss „simlieren“, ein altes Wort für nachdenken. „Es ist Unrecht geschehen, und ich muß herausbekommen, wer dahintersteckt, ob mir das paßt oder nicht.“
source: Brita Steinwendtner, Der Welt entlang. Vom Zauber der Dichterlandschaften (2016)
Anm. zu diesem erstaunlichen Buchtitel: Nur
vor dem Nomen steht „entlang“ mit Dativ (oder Genitiv), dahinter aber nach einem Akkusativ, also „
Die Welt entlang“ (oder „Entlang der Welt")!
Koschutnig 12.10.2017
Und aus dem südlichen Burgenland (wo die Grammatikregeln in der Mundart nicht gelten):
Jo, Jo, d' Wölt hout sih draht, simliert der Nähnl weiter, däis gsiaht ma am bestn ba die jungan Leut.
[...]
Daweil er sou simliert und studiert, hört der Teufls Zaohnd auf van Wehtuan, ohni daß er's woahrnimmt.
source: Hans Neubauer, Mia Heanznleut (1962)
.
Allerdings fand man das Wort auch anderswo, bei Westpreußen z.B. (Oskar Loerke) und in Schlesien (Gerhart Hauptmann)
Koschutnig 13.10.2017
Bei "simlieren" handelt es sich um eine (früher) weit verbreitete Vermengung von
sinnieren und
simulieren. Mein Duden-Fremdwörterbuch sagt dazu unter „simulieren“:
2.) ugs. für: nachsinnen, grübeln.
Der lateinisch gebildete Pfarrer Joseph Misson aus NÖ schreibt daher - folgerichtig, wie er meint -, auch in der Mundart-Wiedergabe:
VI.
Wia 'n Nazn a Wöder dawischt
und er sih nöd aus und nöd ein woaß [...]
Stöcklbab liegt ihm in Kopf, und Biasenreith liegt ihm in Herzen.
Simulirt hin und simulirt her, woaß nöd was er thoan soll.—
Bald geht er aschling, bald geht er fürschling — kimmt halt nöd weiter.
source: 1850 Joseph Misson, "Da Naz". A niederösterreichischer Baurnbui, geht in d´Fremd, (Wien 1850)
Auch der Brandenburger Theodor Fontane kehrt zur originalen Schreibung „simulieren“ zurück:
Denn die, die Not leiden, wollen vor allem aus ihrer Not und ihrem Elend heraus und sinnen und simulieren bloß, wie das zu machen sei.
source: Theodor Fontane, "Stine" (1890)
Bei Gerhart Hauptmann hingegen dürfte wohl bereits der erste Verleger den Apostroph eingefügt haben:
SCHLUCK Nu Teifel! doa luß mich amoal sim'lieren
source: Gerhart Hauptmann, Sämtliche Werke (1996)
Koschutnig 13.10.2017