Fe̲derstiel

der, -s, -e

Federhalter


Wortart: Substantiv
Gebrauch: Österr. Standarddeutsch
Erstellt von: Lanquart
Erstellt am: 06.02.2019
Region: Klagenfurt Land (Kärnten)
Bekanntheit: 0%  
Bewertungen: 0 0

Dieser Eintrag ist noch nicht Teil des Wörterbuches.

Kommentare (5)


FEDERSCHACHTEL aus HOLZ - NEUWERTIG - TINTENFASS - und FEDERSTIEL samt FEDER ! Fast schon ein Unikat (...)
4722 Peuerbach
31.01.2019 06:51
source: Willhaben.at

„Federstiele sind unzweifelhafte männliche Sexualsymbole; Gefäß, Papier und Tisch Symbole des Weibes“, schrieb Sigmund Freud im Jahre 1915 auf ein Stück Papier, das auf einem Tisch lag, nachdem er zuvor die Feder in ein kleines Gefäß mit Tinte gesteckt hatte, um den Tintendurst seines kleinen Werkzeugs zu stillen.
source: Die Zeit, 10.06.1994, Nr. 24
Der Briefbote, der solche Situationen schnell überschaute, zog aus seiner schmutzigen Ledertasche Feder und Tinte und half dem Naz, der den Federstiel schweißtriefend mit der ganzen Faust umklammert hielt, drei unförmliche, grobbalkige Kreuze anstelle der Unterschrift hinmalen.
source: Karl Schönherr, Allerhand Kreuzköpf (1895/2014)

Lanquart 06.02.2019


Würde irgendjemand an einen Füllfederhalter oder Füllhalter denken, wie Duden als Synonyme für den österr. Federstiel angibt, wenn er das Folgende liest?
Vom Schreiben mit dem Federstiel (Eva Novotny)
Vier Federstiele liegen vor mir am Tisch.
Einer davon war meiner, als ich in der zweiten Klasse Volksschule damit die Schreibschrift zu schreiben hatte. Ein Tintenfass war in die grüne Schulholzbank eingelassen, und mit verkrampften Fingern hielt ich den Federstiel, in dem eine Spitzfeder steckte. Ich tauchte ihn in die Tinte und kratzte am schlecht geleimten Papier.
source: Menschen schreiben Geschichte

Wenn doch - da gibt es Bilder der Federstiele!
Lupina 10.02.2019


Mit wissenschaftlicher Gründlichkeit über Füllfeder (Füllhalter) versus Federstiel:

Die Füllfeder. Sie ist trotz des höheren Griffdruckes infolge des größeren Gewichtes dem Federstiel mit der eingesetzten Schreibfeder vorzuziehen, da die Schreibbewegungen ohne das unterbrechende Eintauchen erfolgen können und ein sauberes Arbeiten ermöglicht wird.
source: Ernst Pacolt & Lotte Schenk-Danzinger,
Frau Univ.-Prof. Schenk-Danzinger lehrte an der Universität Graz.
Aus den Jahrzehnten vorher gibt es allerdings reihenweises Vorkommen von Federstielen bei bedeutenden Namen der österr. Literatur (Rilke, Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Franz Werfel, Karl Kraus, Robert Musil)
Lanquart 10.02.2019


Federstiele in der österr. Dichtung:
Rainer Maria Rilke:

In diesem Augenblicke sah Herr von Wick so ungeheuer beschäftigt aus wie in seiner Kanzlei, wenn ihn jemand beim Zeitungslesen störte. Das Messer hatte sich nach Art eines Federstiels durch seine harten Finger gedrängt und wartete, bis er unter das Aktenstück seiner momentanen Gedanken das feine, wie aus Zittergras geflochtene ›Stanislaus von Wick‹ setzen würde.
source: Rainer Maria Rilke, Das Familienfest (1897)

Franz Werfel:
Bei allen Verhören, und mochte es sich auch nur um einen entwendeten Federstiel in der Kadettenschule handeln, war ich verstockt, und eine unüberwindliche Selbstzerstörungslust in mir zog wie ein Blitzableiter den Verdacht an.
source: Franz Werfel, Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig (1920)

Koschutnig 19.11.2019


Mehr Federstiele großer Österreicher:


Robert Musil:
Hagauer kraute nachdenklich mit dem Federstiel seinen Bart.
source: Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, 2. Buch (1932)

Arthur Schnitzler:
Gibiser, einen unnatürlich langen Federstiel in der Hand hin und her drehend, maß Fridolin mit einem unverschämten Blick.
source: Arthur Schnitzler, Traumnovelle (1926)

Karl Kraus:
Ich habe viel im Leben mit einem und demselben Federstiel durchgemacht, weshalb von Zeit zu Zeit das Gerücht auftauchte, ich hätte mich ausgeschrieben.
source: Karl Kraus, Vor der Walpurgisnacht. Aufsätze 1925-1936

Koschutnig 19.11.2019



Neuer Kommentar


Melde Dich an und erstelle einen neuen Kommentar.
Anmelden



Facebook   Xing   Twitter

Impressum | Nutzung | Datenschutz

Das Österreichische Volkswörterbuch ist eine Sammlung von österreichischen Wörtern. Als Volkswörterbuch stellt es nicht nur die Sprache der Bevölkerung dar, sondern bietet jedem die Option selbst mit zu machen. Derzeit sind über 1400 Wörter im Wörterbuch zu finden und über 10.000 Wörter wurden schon eingetragen.

Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.

Im österreichischen Volkswörterbuch gehen wir darüber hinaus und bieten eine einzigartige Sammlung von Dialekten, Austriazismen und generell wichtigen Wörtern in Österreich. Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig. Die Seite unterstützt auch Studenten in Österreich, insbesondere für den Aufnahmetest Psychologie und den MedAT für das Medizinstudium.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Zusätzlich umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich.

Daneben gibt es in Österreich neben der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen unmittelbaren Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Dienste sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als Standardwerk oder Regelwerk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprachvariation interessierten Personen.